Heute, am 08. März 2012, feiert der internationale Weltfrauentag seinen 101. Geburtstag: Zeit, Bilanz zu ziehen.
Im organisierten Sport hat es in den letzten zehn Jahren keine großen Veränderungen gegeben. Diese Beobachtung bezieht sich einerseits auf die Ausgewogenheit bei der Besetzung von Führungspositionen und Gremien in Verbänden, andererseits auch auf Bereiche wie z.B. die gerechte Festlegung von Preisgeldern und eine gleichwertige mediale Darstellung von Athletinnen und Athleten in qualitativer wie quantitativer Hinsicht.
Im Jahr 2009 wurde an der Loughborough Universität am Centre for Olympic Studies and Research (COS&R) eine internationale Studie durchgeführt, welche sich mit Gleichberechtigung der Geschlechter sowie mit der Besetzung von Führungspositionen in olympischen Gremien befasst[1]. Die Ergebnisse der Studie für Nationale Olympische Komitees zeigen, dass die Anzahl an Frauen in Spitzenpositionen (definiert als Präsident/in, Generalsekretär/in, Finanzdirektor/in bzw. Kassier/in) in Europa zwar vergleichsweise am größten ist, auf der anderen Seite in Europa nur 14% weibliche Mitglieder in Lenkungsausschüssen vertreten sind. Damit befindet sich Europa, gemeinsam mit Asien, unter dem empfohlenen Mindestwert von 20%. Betrachtet man die Situation in internationalen Verbänden, so entfallen im Fall von Sommersportarten rund 17% der Mitglieder von Lenkungsausschüssen auf Frauen, bei Wintersportarten lassen sich lediglich 12% an weiblichen Mitgliedern finden. In der „Führungsetage“ sind rund 8% Präsidentinnen, 17% Generalsekretärinnen und 10% Finanzdirektorinnen / Kassierinnen vorzufinden.
Eine 2011/2012 für die BSO durchgeführte Bakkalaureatsarbeit wiederum beschäftigt sich mit der medialen Repräsentation von Sportlerinnen und Sportlern im Vergleich[2]. Die Autorin analysiert dabei die offiziellen Websites der 60 Fachverbände der BSO. Beim Resümee lassen sich dabei Ergebnisse finden, die bereits früherer, im Rahmen ähnlicher Studien gefundene Resultate bestätigen: Es lässt sich eine eindeutige Unterrepräsentation von Frauen auf FunktionärInnen-Ebene finden (17%). Auch bei der Analyse der Berichterstattung auf diversen Homepages wurde eine eindeutige Gewichtung zugunsten von Sportlern bzw. Männern gefunden. Diese bezieht sich sowohl auf die Artikel als auch auf das Bildmaterial.
Die BSO ist sich des Ungleichgewichtes bewusst und möchte aktiv an einer Verbesserung der Situation arbeiten. So hat die BSO-Kommission „Frauen im Sport“ in den letzten Jahren facheinschlägige Veranstaltungen organisiert, bei denen Bewusstseinsbildung im Vordergrund stand. Um die Relevanz von Mädchen und Frauen als Zielgruppe im organisierten Sport zu unterstreichen, wurden Good-Practice Beispiele gesammelt, indem ein Preis für den „Mädchen- und frauenfreundlichsten Verein“ vergeben wurde. Außerdem ist die BSO Pate der Kategorie Sport beim renommierten MiA-Award. Angedacht ist derzeit auch ein professionelles Medientraining für (angehende) Leistungssportlerinnen, um die mediale Präsenz von Frauen im Sport zu steigern. Daneben ist die BSO bei spezifischen ExpertInnen-Tagungen wie der European Women and Sport Conference oder der IOC Weltkonferenz „Frauen und Sport“ vertreten und beteiligt sich somit am internationalen Diskurs.
Mag. Barbara Spindler, BSO-Geschäftsführerin, nimmt Stellung: „Wir schreiben heuer das Jahr 2012 und es sind nach wie vor nur wenige Frauen in Führungspositionen im Sportbereich zu finden. Es wird Zeit, dass die Relevanz von Frauen und Mädchen im und für den Sport noch viel stärker erkannt wird. Ansonsten verzichtet man auf 50% des Potenzials! Aus diesem Grund wollen wir mit Maßnahmen -wie dem professionellen Medientraining für Sportlerinnen - Frauen unterstützen und vermehrt ins Rampenlicht bringen. Auf der anderen Seite sind natürlich z.B. auch die Medien gefragt.“
[1] Gender Equality and Leadership in Olympic Bodies
[2] Steinkellner, P. (2012). Konstruktion von Geschlecht im Internetauftritt österreichischer Sportverbände. Institut für Sportwissenschaft, Universität Wien.