Jahrzehnte wurde diskutiert, jetzt kommt wirklich Bewegung rein! Nachdem sich am 17. Oktober 2012 alle fünf damals im Parlament vertretenen Fraktionen hinter die Initiative für eine Tägliche Bewegungseinheit gestellt und dies mit den Unterschriften aller 183 Abgeordneten bekräftigt hatten, wurde am 25. Februar 2015 im Nationalrat die Tägliche Bewegungseinheit an ganztägigen Schulen beschlossen. Und heute können wir sagen, dass mit dem Start ins laufende Schuljahr ein großer Schritt zur Vollausrollung der Täglichen Bewegungseinheit gesetzt wurde! Im laufenden und im kommenden Schuljahr wird das ausgearbeitete 3-Säulen-Modell einem Praxis-Test unterzogen, evaluiert und für die österreichweite Ausrollung vorbereitet.
Mit Ferienende hat die Tägliche Bewegungseinheit in sämtlichen 10 Pilotregionen Fahrt aufgenommen und die Umsetzung des von zahlreichen Expert:innen gemeinsam mit dem Sport- und Bildungsministerium sowie Sport Austria ausgearbeiteten 3-Säulen-Modells in rund 1100 Schulklassen und Kindergartengruppen begonnen. In den Pilotregionen werden Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 14 Jahren in rund 260 Bildungseinrichtungen erreicht und rund 70.000 zusätzliche Bewegungseinheiten ermöglicht. Das Sportministerium stellt dafür 6,24 Millionen Euro zur Verfügung.
Dabei werden zusätzliche gesundheitsfördernde Bewegungsangebote auch außerhalb des Unterrichts, auf den individuellen Bedarf der Schüler:innen abgestimmte Angebote im Gegenstand "Bewegung und Sport" sowie eine generell stärkere Verankerung von Bewegung als Bildungsprinzip im Alltag von Schulen und Kindergärten miteinander verbunden. Das 3-Säulen-Modell baut im Kern auf dem erfolgreich laufenden Programm Kinder gesund bewegen 2.0 (KiGeBe) auf. Zur Umsetzung stellt der organisierte Sport mit seinen Dachverbänden ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION sein Know-how in Form von zahlreichen, speziell ausgebildeten, Bewegungscoaches zur Verfügung.
Umsetzungsteams in allen Pilotregionen
Für die Umsetzung der Pilotphase wurde bei Fit Sport Austria, der gemeinsamen GmbH der Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION, eine Koordinierungsstelle eingesetzt. Außerdem wurden in allen Pilotregionen Teams bestehend aus Vertreter:innen von Land, Bildungsdirektion, Kindergartenamt und Sport-Dachverbänden zusammengestellt. Diese Umsetzungsteams motivieren Bildungseinrichtungen zur Teilnahme, engagieren Bewegungscoaches in ausreichender Zahl, stimmen die Dienstpläne der Bewegungscoaches mit den Stundenplänen der Schulen ab und unterstützen Bildungseinrichtungen bei der Umsetzung des 3-Säulen-Modells.
Der organisierte Sport ist mit seinen Dachverbänden ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION für die Umsetzung von Säule 2 verantwortlich. Deren Landesverbände waren in den letzten Monaten intensiv mit der Rekrutierung von zusätzlichen qualifizierten Bewegungscoaches beschäftigt. Mittels spezieller Fortbildungen wurden diese vor Beginn des Schuljahres in schulrechtlichen und pädagogischen Inhalten geschult. Bewegungscoaches müssen einen Strafregisterauszug vorlegen.
Mit Schulstart wurde auch die offizielle Online-Plattform der Täglichen Bewegungseinheit www.bewegungseinheit.gv.at gelauncht. Neben der Info-Website wird es auch eine PWA für die Anwendung der Bildungseinrichtung zur Erfassung der Maßnahmen geben. Die Gibmir5.app soll Anfang November im vollen Umfang laufen.
Bewegung ist ein Grundbedürfnis unserer Kinder und wirkt sich vielfältig positiv auf die Gesundheit und Entwicklung der Heranwachsenden aus. Die tägliche Mindestaktivitätszeit wird jedoch nur von einer Minderheit der Kinder und Jugendlichen erreicht, bei 80 Prozent ist es laut WHO in Österreich noch immer nicht der Fall.
Statements
Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Der organisierte Sport fordert seit Jahren die Einführung der Täglichen Bewegungseinheit. Umso erfreulicher ist es daher, dass diese durch einen überparteilichen Schulterschluss von Bildungs- und Sportministerium sowie den Ländern nun endlich Realität werden soll. In den nächsten beiden Schuljahren wird das 3-Säulen-Modell sozusagen einem Praxis-Test unterzogen, evaluiert und für die österreichweite Ausrollung vorbereitet. Mein Dank gilt dem Sport- und Bildungsministerium, den Dachverbänden ASVÖ, SPORTUNION, ASKÖ sowie allen Bewegungscoaches und natürlich Bildungseinrichtungen für ihren professionellen Einsatz bei der Umsetzung dieses so wichtigen Projekts."
Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler: „Kinder und Jugendliche sollen sich mehr bewegen, das ist unser Ziel. Damit wir das erreichen, ist uns gemeinsam ein echter Kraftakt gelungen: In 10 Pilotregionen machen rund 1100 Schulklassen und Kindergartengruppen in ca. 260 Bildungsinstitutionen mit. Das ist der Beginn – denn die tägliche Bewegungseinheit für alle Kinder in Österreich ist gekommen, um zu bleiben. Das Bewusstsein und die Freude an der Bewegung wird sie alle hoffentlich ihr Leben lang begleiten."
Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek: „Regelmäßige Bewegung ist insbesondere für Kinder und Jugendliche von Bedeutung: für ihre physische Gesundheit, zur Stärkung von Resilienz und für die soziale Entwicklung. Wir haben daher in der Schule bereits das Fach 'Bewegung und Sport' als fixen Bestandteil der Lehrpläne für das wir jährlich 600 Mio. Euro aufwenden. Zusätzlich schaffen wir nun in zehn Pilotregionen ein zielgerichtetes und integratives Angebot, um sich im Rahmen der Schule mehr zu bewegen. Durch das 3-Säulen-Modell sollen sich die Schülerinnen und Schüler hier mindestens fünf Stunden pro Woche bewegen. Seitens des BMBWF unterstützen wir die Schulen zielgerichtet in der Säule 1 und 3, um diese Bewegungsstunden abzudecken. Es gibt Workshops wie die 'Simply Strong Workshops' oder den 'Bewegte Schule Workshops' mit denen wir Übungen über eine App und Informationen zu Maßnahmen in der Schulentwicklung anbieten."
Regina Neumaier, Direktorin der Volksschule Prandaugasse: „Ich bin sehr dankbar, dass die Schüler:innen der VS Prandaugasse an dem Projekt der TBE teilnehmen dürfen. Die Kinder sind mit großer Begeisterung dabei. Sie lernen im Rahmen des Angebots viele Sportarten und Bewegungsformen kennen. Dadurch sammeln die 6- bis 10-Jährigen viele positive Erfahrungen, werden neugierig und bauen die Freude am Ausüben von Sport auf. Die Bewegungscoaches sind täglich Vorort und bieten den Kindern ein vielfältiges, altersgerechtes und abwechslungsreiches Programm, im Turnsaal, im Bewegungsraum, im Innenhof, im Garten oder am Sportplatz. Die regelmäßige Bewegung tut uns allen gut, wirkt sich positiv auf die Gesundheit und Entwicklung der Kinder aus und ist ein wichtiger Bestandteil in unserem Schulalltag. So werden auch immer wieder kurze Bewegungseinheiten in den Unterrichtsalltag eingebunden. Durch die tägliche Bewegung sollen aber auch motorische Fähigkeiten verbessert, das Selbstbewusstsein gestärkt, die Konzentrationsfähigkeit erhöht, Teamfähigkeit und ein Regelbewusstsein erzielt bzw. aufgebaut werden."
Wien-Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr: „Ich bin als Wiener Bildungsstadtrat sehr froh, dass die tägliche Bewegungseinheit nun tatsächlich mit diesem Pilotprojekt in einigen Regionen gestartet wird. Unseren Kindern und Jugendlichen wurde durch Lockdowns und Distance-Learning in den vergangenen beiden Jahren viel Bewegungsspielraum genommen und die teils massiven Folgeerscheinungen dieser Einschnitte sowohl auf psychischer wie auf körperlicher Ebene werden die Betroffenen noch lange beschäftigen. Umso wichtiger ist jede Initiative, die Bewegung fördert und den Kindern und Jugendlichen hilft, den nächsten wichtigen Schritt zu einem Alltag wie vor der Pandemie zu gehen. Die tägliche Bewegungseinheit wird ein wichtiges Instrument sein, das Bewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu schärfen, dass körperliche Aktivität insgesamt zu mehr Wohlbefinden führt!"
Gesundheits- und Sportlandesrat Peter Hacker: „Kinder und Jugendliche waren von der Pandemie besonders stark betroffen – auf psychischer und sozialer, aber auch auf körperlicher Ebene. Bei vielen ist Sport keine Selbstverständlichkeit mehr. Daher ist es immens wichtig, die Kinder wieder in Bewegung zu bringen. In Wien denken wir das in allen Bereichen der Gesundheitsvorsorge mit und es war mir ein großes Anliegen, dieses Projekt voranzutreiben. Entlang der Säulen Bildung, Gesundheit und Sport wollen wir die Bewegungseinheiten ausbauen, die Schulen mit dem außerschulischen Sport vernetzen und den Kindern Appetit auf Sport machen. Dieser Ansatz ist richtig und wichtig, weil ein Mensch, der sich in der Schule viel bewegt, das sehr wahrscheinlich auch später fortsetzen wird. Es freut mich sehr, dass das Bildungsministerium mit uns an einem Strang zieht und wir das Pilotprojekt vorerst in sechs Wiener Volksschulen und zehn Kindergärten umsetzen können."
Das 3-Säulen-Modell
Die Pilotregionen