Am 3. September 2020 hat Bildungsminister Heinz Faßmann die Bundes-Sportorganisation Sport Austria im Rahmen eines Sportgipfels ersucht, in einem gemeinsamen Prozess mit den zuständigen Ministerien Konzepte für eine flächendeckende absehbare Umsetzung der täglichen Bewegungseinheit an Österreichs Schulen und Kindergärten auszuarbeiten.
Unter professioneller Prozessbegleitung der Firma ICG wurde im Herbst 2020 ein umfangreicher Prozess mit einer groß angelegten Stakeholder-Einbindung gestartet. Bei diesem hat nun am 16. März 2021 die zweite Phase begonnen. Während in der ersten Phase der nationale und internationale Ist-Zustand zur täglichen Bewegungseinheit analysiert wurde, geht es in der zweiten Phase bereits um die Erarbeitung unterschiedlicher Lösungsmodelle.
In seiner Analyse weist das Projektteam, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Bildungsministeriums, des Sportministeriums, des Gesundheitsministeriums und von Sport Austria, auf den vielfältigen Nutzen einer Umsetzung der täglichen Bewegungseinheit für die Kinder und Jugendliche hin. Gemäß vieler Studien seien durch die Verwirklichung des Projekts die größten Wirkungen in den Bereichen Gesundheit, Lernfähigkeit und positive soziale Effekte zu erwarten. Durch den Rückgang der Bewegungsaktivität der Kinder und Jugendlichen in der Corona-Krise habe das Thema zusätzlich an Dringlichkeit gewonnen.
Schlussfolgerung der Analyse: "Die tägliche Bewegungseinheit für Kinder und Jugendliche ist ein entscheidender Anstoß, um der Bewegung einen deutlich höheren Stellenwert in der Gesellschaft zu geben und das Gesundheitsbewusstsein der Kinder und Jugendlichen nachhaltig zu entwickeln."
Sinn und Nutzen der Einführung einer täglichen Bewegungseinheit liegen auf der Hand: Bewegungsmangel ist ein großer Risikofaktor für viele Erkrankungen, laut WHO sind weltweit ca. 5 Millionen Todesfälle jährlich direkt auf Bewegungsmangel zurückzuführen. In Österreich, wo diesbezüglich von 7.800 Toten pro Jahr ausgegangen werden muss, erreichen mindestens 50% der Erwachsenen und zwei Drittel der Jugendlichen ab 11 Jahren die WHO-Bewegungsempfehlungen nicht.
Bundesminister Heinz Faßmann: „Bewegung ist für die Entwicklung von jungen Menschen ein wesentliches Element und kann langfristigen gesundheitlichen Schäden entgegenwirken. Die tägliche Bewegungseinheit war schon in vielen Regierungsprogrammen verankert und wurde leider nie umgesetzt. Deshalb freut es mich sehr, dass die von Sport Austria eingerichtete Projektgruppe in einem breiten Austausch mit den relevanten Stakeholdern steht, um sich ein möglichst präzises Bild von der aktuellen Lage zu schaffen und danach die nötigen Schritte einleiten zu können."
Vize-Kanzler und Bundesminister Werner Kogler: „Kinder und Jugendliche brauchen Bewegung. Doch genau die hat im letzten Jahr durch die Einschränkungen gefehlt. Mit all den bekannten Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit, die uns auch Expertinnen und Experten bestätigen. Nicht zuletzt deshalb hat die Bundesregierung für diese Gruppe trotz steigender Infektionszahlen per 15. März die Sportausübung im Verein mit Abstand ermöglicht. Doch das soll erst der Anfang sein. Neben unserer Initiative #comebackstronger möchte ich die wertvolle Arbeit der Projektgruppe hervorheben, die sich seit Herbst intensiv mit praktischen Umsetzungsoptionen der täglichen Bewegungseinheit in Schulen und Kindergärten beschäftigt. Die Recherchen, Sondierungsgespräche und Analysen befinden sich nunmehr auf der Zielgeraden. Es muss gerade jetzt, während der größten Pandemie der letzten 100 Jahre, unser aller Anliegen sein, bei diesem Thema entscheidend voranzukommen. Was es braucht, ist ein politischer und gesellschaftlicher Schulterschluss zum Wohle unserer Kinder. Ich werde mich jedenfalls auch weiterhin mit Nachdruck dafür einsetzen, dass ins Thema „tägliche Turnstunde“ endlich Bewegung kommt.“
Bundesminister Rudolf Anschober: „Kinder haben einen natürlichen inneren Bewegungsdrang. Doch nicht nur Gesundheit und psychisches Wohlbefinden profitieren von mehr Bewegung, sondern auch die schulische Leistungsfähigkeit. Wir möchten daher Rahmenbedingungen schaffen, damit sich Kinder und Jugendliche ausreichend bewegen - auch während der Pandemie. Daher haben wir den Sport für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren kontrolliert geöffnet. Leider sehen wir bei Schuleintritt, dass die Bewegung mehr in den Hintergrund rückt und die Bewegungshäufigkeit mit dem Alter linear abnimmt. Daher freue ich mich besonders über diese Initiative. Die Verankerung einer täglichen Bewegungseinheit an Kindergärten und Schulen ist ein zentraler Baustein, um die positiven Auswirkungen von Bewegung für Kinder und Jugendliche nachhaltig zu fördern."
Sport Austria-Präsident Hans Niessl: "Ich freue mich, dass es erstmals in der langen Diskussion rund um die tägliche Bewegungseinheit gelungen ist, die drei für dieses Projekt maßgeblichen Ministerien zusammenzubringen und gemeinsam an der Verwirklichung zu arbeiten. Die beteiligten Ministerien sowie Sport Austria sehen nun den richtigen Zeitpunkt gekommen, Konzepte zur flächendeckenden Umsetzung der täglichen Bewegungseinheit nach Bewältigung der Corona-Pandemie in Umsetzung zu bringen. Das sonst schon stetig rückläufige Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen wird durch die Corona-Pandemie dramatisch verstärkt. Es ist nun dringend notwendig, an einem Strang zu ziehen und gemeinsam an einer gesunden Zukunft unserer Gesellschaft zu arbeiten. Die Umsetzung einer täglichen Bewegungseinheit ist dazu ein wesentlicher Schritt. Mit dem breit aufgesetzten Analyseprozess und der Einbeziehung zahlreicher Stakeholder sind wir am richtigen Weg, entsprechende Entscheidungsgrundlagen für die Politik zu erarbeiten. Konkrete Lösungsmodelle werden nun in der 2. Phase des Stakeholder-Prozesses ausgearbeitet."