Sportvereine und ihr Integrationspotenzial – welchen Beitrag kann der organisierte Sport leisten? Die BSO lud beim Forum Alpbach zum Gedankenaustausch ein
Am 21.08.2012 war es wieder soweit: Die Österreichische Bundes-Sportorganisation (BSO) eröffnete den Dialog: „Sport und Integration: Doppelsieg 2040?!“, so lautete der Titel des Arbeitskreises, welcher im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach organisiert wurde. Gemeinsam sollte erarbeitet werden, welche konkreten Maßnahmen der Sport setzen kann, um integrationspolitische Bemühungen zu unterstützen.
Der im Titel angeführte Doppelsieg bezieht sich dabei auf die Win-Win-Situationen für die österreichische Gesellschaft und den organisierten Sport: Der Sport mit seinem großen, vielschichtigen Vereinsangebot bietet allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe und kann somit zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund beitragen. Andererseits profitieren Sportverbände und -vereine von einer kulturell vielfältigen Atmosphäre, v. a. aber stellen Migrantinnen und Migranten eine attraktive Zielgruppe dar, sei es als potenzielle Sportlerinnen und Sportler, Funktionärinnen und Funktionäre oder aber Trainerinnen und Trainer.
Davon, dass Sport eine gute Möglichkeit ist, um rasche Integration zu fördern, ist BSO-Präsident Dr. Peter Wittmann überzeugt: "Integration durch den Sport ist für mich die einfachste und beste Möglichkeit für eine rasche und nachhaltige Integration. Im Sport passiert dies freiwillig und ohne jeden Zwang, ganz natürlich. Dazu kommt die soziale Komponente, vor allem in Mannschaftssportarten, wo man gemeinsam etwas erreichen kann und die Leistung anerkannt wird."
Die BSO war dieses Jahr bereits zum 2. Mal beim Europäischen Forum Alpbach. Als Dachorganisation des organisierten Sports in unserem Land setzt sie seit einigen Jahren einen Akzent auf das Thema Sport im Sinne einer Querschnittsmaterie. Sport soll demnach nicht als isolierter Bereich gesehen werden, sondern als ein Teilbereich mit Verbindungen bzw. Wechselwirkungen zu anderen relevanten Gebieten. So wird dem Sport ein hohes Integrationspotenzial zugeschrieben. „Wichtig ist es, Ideen zu sammeln und gemeinsam zu erarbeiten, wie dieses Potenzial am besten genützt werden kann und welche Rahmenbedingungen notwendig sind um dies zu realisieren. Ebenfalls müssen wir mitbedenken, wie der Transfer erfolgreicher Integrationsprozesse in anderer Bereiche, in das Leben außerhalb des Sports, von Vereinen optimal begleitet werden kann“, zeigt sich BSO-Geschäftsführerin Mag. Barbara Spindler motiviert.
Sich dieser Frage zu stellen ist wichtig, denn: Österreich ist seit Jahrzehnten eines der europäischen Länder mit der höchsten Einwanderungsquote – mittlerweile haben rund ein Drittel der jungen Menschen in Österreich Migrationshintergrund. Eine der größten gesellschaftspolitischen Herausforderungen in den nächsten Jahrzehnten wird die Entspannung des Themenfeldes „Migration und Integration“ sein. Damit greift die BSO einen aktuell intensiv diskutierten Themenbereich auf, der sich auch stimmig in das Motto der "Perspektiven", "Europa 2040: Herausforderungen und Visionen",
einfügt.
Gemeinsam mit einem hochkarätigen Team an Referentinnen und Referenten diskutierten die Teilnehmenden, um zunächst eine Vision vom Doppelsieg 2040 zu skizziert und danach mögliche gemeinsame Maßnahmen und Schritte für die Umsetzung der Ziele zu erarbeiten.
Für die Moderation der einzelnen Diskussionsrunden konnten folgende Persönlichkeiten gewonnen werden:
Mirna Jukic zieht ein sehr positives Resümee: „Wichtig ist die Vernetzungsarbeit und Erfahrungen auszutauschen und zu sehen: Was hat bei uns funktioniert, was bei anderen, was können wir bei uns versuchen. Diese Veranstaltung sollte man definitiv beibehalten und regelmäßig durchführen“. Minas Dimitriou, Professor an der Universität Salzburg und Experte für Sport und Gesellschaft sowie Sportjournalismus schließt sich der ehemaligen Schwimmerin an und präzisiert: „Das Thema sollte man in regelmäßig stattfindenden Workshops wie der heutigen Veranstaltung, auch unter Berücksichtigung verschiedener Zielgruppen, erarbeiten. Meiner Meinung nach sollte man zukünftig verstärkt Migrantinnen und Migranten dazu einladen und zwar jene aus der Basis. Von diesen können wir noch sehr viel lernen“.
„Die gewählte Methode finde ich sehr positiv, weil diese für eine breite Diskussion gesorgt hat. Ich finde auch die länderübergreifende Vernetzung wichtig und gut. Spannend wäre es 2040 wieder Bilanz zu ziehen und zu sehen, welche Meilensteine umgesetzt bzw. ob die Perspektive verwirklicht werden konnte. Erfolgreich ist für mich, wenn es Normalität ist, dass Integration überall mitgedacht wird – in allen Handlungsfeldern. Ich kann sehr viel mitnehmen und bin mit der Diskussion sehr zufrieden“, zeigt sich Heike Kübler vom DOSB, Zuständige für das Programm „Integration durch Sport“, erfreut.
Rainer Rößlhuber, der Generalsekretär der SPORTUNION Österreich, zieht nach Alpbach ebenfalls eine positive Bilanz: „Die Präsenz der BSO als Institution des Sports beim Forum Alpbach halte ich für äußerst wichtig. Das gibt dem Sport die Chance, seine Leistungen für die Gesellschaft darzustellen. Das Thema ist heute jedoch nicht abgeschlossen, sondern ein guter Startschuss und eine Vertiefung, um es in die tägliche Arbeit in den Verbänden mitzunehmen. Auch von der BSO sollte weiter massiv auf dieses Thema gesetzt werden.“
Bereits im Vorfeld des Arbeitskreises hatten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit sich auszutauschen bzw. neue Bekanntschaften zu schließen: Der BSO-Mittagsempfang im exklusiven Ambiente des Alpbacherhofs bot die dafür passende Plattform. Neben den Referentinnen und Referenten und Vertreterinnen und Vertretern des organisierten Sports, war auch StS. Sebastian Kurz anwesend. Die BSO, die mit der Initiative „Zusammen:Österreich“ kooperiert, bat den Staatssekretär zum Interview.
Gratisverwendung der Bilder unter Nennung der Quelle (Österreichische Bundes-Sportorganisation).